Standard Project traf den Künstler und Professor Steven Black in seinem Atelier in Leipzig zu einem philosophischen Gespräch über Herkunft, Kleidung, Mühen der Arbeit, Dinge und den Widerstand. Black betreut gemeinsam mit der Witwe des 2017 verstorbenen Malers Prof. Arno Rink dessen Nachlass. Rink war vorallem als der Vater der Leipziger Schule bekannt geworden.
Herkunft, Spuren, Heimat
Black, dessen Wurzeln sich bis in 17. Jahrhundert zurückverfolgen lassen – ein Vorfahre mütterlicherseits war der Comte D´Olier – ein Aufklärer und ein Hugenotte, der im selben Jahrhundert vor Repressalien geflohen ist. D’Olier‘s Spuren lassen sich bis nach Dublin, Irland verfolgen – dort finden sich Beweise in Form einer D’Olier-Straße, die auch in Werken des berühmten Schriftstellers James Joyce eine Rolle spielt. Auch die Handelskammer in Dublin ist nach dem berühmten Vorfahren benannt.
Der aufgeklärte Freigeist seiner Ahnen und die Neugierde spiegeln sich bis heute auch in Blacks Persönlichkeit wider. So treibt ihn die Suche nach seiner Herkunft stetig um und lässt ihn kontinuierlich weiter nach seinen Ahnen und Familienzweigen forschen.
Nietzsche und die Philosophie der Dinge
Black betrachtet die Welt oft aus einem philosophischen Weltbild heraus. Hier haben es ihm besonders zwei Werke der Philosophie angetan. Zum einen das unvollendete Werk von Friedrich Nietzsche „Die Philosophie im tragischen Zeitalter der Griechen“, der ebenso wie Black in Leipzig studierte.
„Woher die Dinge ihre Entstehung haben, dahin müssen sie auch zu Grunde gehen nach der Notwendigkeit; denn sie müssen Buße zahlen und für ihre Ungerechtigkeit gerichtet werden gemäß der Ordnung der Zeit." Geschrieben wurden diese Worte von dem vorsokratischen Philosophen Anaximander, übersetzt wurden sie von Nietzsche – für Black sind diese Worte auch in der heutigen Zeit äußerst adäquat.
Sinngebung durch den Widerstand
Das zweite Werk „Der Widerstand“ von William James, einem amerikanischen Philosophen um 1900, handelt vom Gefühl der Vernunft. James stand am Anfang der empirischen Psychologie. „Das rational sein muss ein Gefühl sein, das unterscheidbar ist von anderen Gefühlen. Nur wenn ein Widerstand ist im Verarbeitungsprozess kommt etwas ins Bewusstsein. Alles was ruhig vor sich hinfließt kommt nicht ins Bewusstsein.“ Blacks Interpretation davon ist, dass der gefühlte Widerstand durch Technik vermieden wird. Die eigentlichen sinngebenden Erfahrungen sind stets mit einer Form von Widerstand verbunden.
Kleidung und der Ausdruck von Persönlichkeit
Die klare Strukturiertheit und die Sachlichkeit philosophischer Themen drücken sich auch in seinem Kleidungsstil aus, den Black wie folgt beschreibt: „Als ich habilitiert wurde, hatte ich Hemmungen mich so anzuziehen, wie ich mich sonst kleide. Um seriöser zu wirken, habe ich Hemden angezogen. Aber ich mag eigentlich keine Hemden. Ich mag das Steife an Hemden nicht so. Ich mag entspannte Hemden. Aber nicht luftig. Schon enger geschnitten, aber ein weicher Stoff. Was ich nicht mag sind Leinenhemden, wie sie häufig von pseudo Intellektuellen getragen werden.“
Black wurde in Melbourne, Australien geboren und lehrt heutzutage Malerei, Zeichnung und künstlerische Anatomie als Professor an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Nach seinem eigenen Studium der Philosophie an der Universität Leipzig folgten ein Studium der Malerei und der Fotografie. Black ist unter anderem Preisträger des von der Dresdner Bank vergebenen Kunstpreises „Ars Lisiensis“. Im Zentrum seiner Werke stehen oft menschliche Figuren, vor häufig abstrahierten Hintergründen. Im Gegensatz zur Schlichtheit dieser Porträts zeichnen sich die Gesichter mitsamt ihrer Mimik durch ein hohes Maß an Detailliertheit und Ausdrucksstärke aus.